Sterne und Planeten
Ende des Monats taucht Venus nach vierteljähriger Pause wieder auf. Sie zeigt sich
allerdings nur für eine kurze Zeit in der Abenddämmerung über dem
Südwesthorizont. Man kann sie daher vorerst nur mit Mühe aufspüren.
Jupiter strahlt dagegen den ganzen Monat auffallend hell. Er geht abends im Osten auf,
steht also der Sonne gegenüber. Seine genaue Oppositionsstellung erreicht er am
29. im Sternbild Widder. Diese Position haben die äußeren Planeten immer
dann, wenn sie von der Erde auf der inneren Planetenbahn überholt werden und
sich der Abstand zum äußeren Planeten dadurch verkürzt. Diese Situation
bietet optimale Beobachtungsbedingungen in den Wochen vor und nach der Opposition,
und wir können sie die ganze Nacht über nutzen, denn Jupiter geht erst
morgens im Westen unter.
Rechts über Jupiter bestimmt jahreszeittypisch das Herbstviereck den Sternenhimmel.
Drei Sterne dieses Sternenvierecks gehören zum Sternbild Pegasus, dem geflügelten
Ross, das bei uns auf dem Rücken fliegt. Der vierte, der linke obere, stellt den
Kopf der Andromeda dar. Links davon deuten zwei etwa gleich helle Sterne ihren
Körper und ihre Beine an. Über dem Stern, der den Körper darstellt,
kann man zwei lichtschwächere Sterne und rechts darüber einen schwachen
ovalen Nebelfleck erkennen. Man könnte denken, Andromeda strecke den rechten Arm
hoch und hielte ein Tuch in der Hand. Dieser Fleck, den man bei klarer Sicht gerade noch mit bloßem Auge erkennen kann, ist der Andromedanebel M 31. In Wirklichkeit ist M 31 kein Nebel, sondern eine Galaxie, die weit außerhalb unserer Galaxis liegt. Dies konnte erstmals Edwin Hubble 1923 nachweisen. Sie ist das entfernteste, mit bloßem Auge sichtbare, Objekt. Ihr Licht benötigt zweieinhalb Millionen Jahren, um zu uns zu gelagen.
Links von den Herbststernbildern schließen sich die Wintersternbilder an.
Schon vor Mitternacht sind Stier, Fuhrmann, Zwillinge und Orion über dem Osthorizont
zu finden. Die übrigen Wintersternbilder gehen erst in der zweiten Nachthälfte
auf. Zu ihnen gehört das unscheinbare Sternbild Krebs, das Mars durchwandert.
Beim Aufsuchen des roten Planeten sind die markanten Zwillingssterne Kastor und
Pollux hilfreich. Mars steht links unterhalb von ihnen und wandert im Monatsverlauf
auf den Löwen zu, der unterhalb des Großen Wagens steht. Am 1. und 2.
des Monats kann man nach Mitternacht mit einem Fernglas die Wanderung unseres
Nachbarplaneten durch den Sternhaufen Krippe verfolgen. Dieser Sternhaufen liegt
zwischen den Zwillingen und dem Löwen im Krebs und hat eine Entfernung von
500 Lichtjahren. Mit bloßem Auge erscheint er wie ein Nebel, im Fernglas
kann man aber viele seiner 300 Sterne erkennen. Da diese sehr dicht stehen,
lässt sich vor ihrem Hintergrund die Marsbewegung gut erkennen.
Unser Mond
Am 1. steht die schmale Sichel des vier Tage alten Mondes abends in der Waage. Am 8.
überstrahlt der helle Mond leider schwache Draconiden, das sind Sternschnuppen,
die scheinbar aus dem Sternbild Drache kommen. Lediglich helle Sternschnuppen kann
man bis Mitternacht bestaunen, sie fliegen weit über den Himmel. Am 12. ist
Vollmond in den Fischen. In der Nacht vom 12. auf den 13. steht der Mond rechts
über Jupiter und nähert sich dem Planeten. In der Folgenacht können
wir sehen, wie er sich wieder von ihm entfernt, wobei er jetzt auf seiner linken Seite
steht. Die enge Begegnung der beiden hellsten Nachtgestirne ist schön anzusehen.
Am 21. steht der abnehmende Mond morgens rechts vom Mars, am folgenden Morgen unter
ihm. Am 26. ist Neumond, und am 31. beendet der wieder zunehmende Mond seinen
Monatslauf im Schützen.
Die Jupitermonde
Wer ein Fernglas hat, kann das sich verändernde Bewegungsspiel der Jupitermonde Io,
Europa, Ganymed und Kallisto verfolgen, wie das erstmals Galileo vor etwas über 400
Jahren mit einem einfachen Fernrohr tat. Diese Beobachtungen waren für Galileo ein
Indiz für die Richtigkeit des heliozentrischen Weltbilds. Die vier Galileischen
Monde scheinen von der Erde aus betrachtet in einer Reihe zu stehen. Wir bekommen diesen
Eindruck, da wir uns in der Ebene der Mondbahnen befinden. Manchmal sind einige Monde
hinter dem Riesenplaneten versteckt oder sie werfen ihren Schatten auf ihn.
Tageslängen
Die Tageslänge nimmt weiter stark ab und zwar von 11 Stunden und 38 Minuten auf
9 Stunden und 36 Minuten. Das entspricht einer durchschnittlichen Abnahme von fast vier
Minuten pro Tag. Die Sonnenaufgangs- und -untergangszeiten sind am Monatsbeginn um 7:25
und 19:03 Uhr MESZ und am Monatsende um 7:20 und 16:56 Uhr MEZ. Die Mitteleuropäische
Sommerzeit (MESZ) endet am Sonntag, den 30. 10. um 3 Uhr MESZ. Die Uhren werden dann
um eine Stunde auf 2 Uhr MEZ zurückgestellt.
Zur Handhabung der Sternkarte
Will man die Himmelsrichtungen auf der Sternenkarte mit denen am nächtlichen
Himmel zur Deckung bringen, muss man die Sternenkarte, wie den Himmel auch, von unten
betrachten oder muss sich das zumindest vorstellen. Das geht zum Beispiel, indem man
die Karte senkrecht vor sich hält und sie so dreht, dass diejenige Himmelrichtung
auf der Karte nach unten zeigt, in die man schauen will. Die Karte kann man sich dann
über den Kopf gewölbt denken.
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Der ungekürzte Text unseres Mitarbeiters Normann Stenschke erschien am 28.09.2011 im Weser-Kurier.
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