Sterne und Planeten
Konjunktionen und Oppositionen sind besondere Konstellationen, die markante Himmelsereignisse
beschreiben oder Hinweise auf günstige Beobachtungsmöglichkeiten geben.
Konjunktionen sind enge Begegnungen von Gestirnen. Im März konnte die markante Venus-Jupiter-Konjunktion am Abendhimmel betrachtet werden, die durch die Passage des Mondes verschönert wurde. Jetzt entfernen sich die beiden
hellsten Planeten wieder voneinander. Venus taucht in der Abenddämmerung als
glänzender Abendstern hoch über dem Westhorizont auf und Jupiter ist nur noch bis
zum 25. mit bloßem Auge unterhalb der Venus knapp über dem Horizont zu finden.
Beide bewegen sich jetzt auf ihre Konjunktion mit der Sonne zu, allerdings auf sehr
unterschiedliche Weise.
Jupiter hat seine Konjunktion mit der Sonne im Mai. Er bleibt dann hinter der Sonne
am Taghimmel unsichtbar und taucht erst im Juni wieder am Morgenhimmel auf. Seine Betrachtung
ist nur zwischen aufeinanderfolgenden Konjunktionen mit der Sonne möglich, wenn sich
sein Winkelabstand zur Sonne so weit vergrößert hat, dass er außerhalb des
Dämmerungsscheins der Sonne zu sehen ist.
Bei Merkur und Venus mit ihrem im Vergleich zur Erde geringeren Sonnenabstand sind zwei
unterschiedliche Konjunktionen mit der Sonne möglich: die obere, bei der sie hinter
der Sonne unsichtbar werden und die untere, bei der sie vor der Sonne vorbeiziehen. In beiden
Fällen tun sie das gewöhnlich knapp ober- oder unterhalb der Sonnenscheibe; dabei
werden sie allerdings von der Sonne überstrahlt.
Venus hatte die obere Konjunktion im August letzten Jahres. Da sie auf ihrer inneren
Planetenbahn die Erde einholt, vergrößerte sie den Winkelabstand zur Sonne und
wurde Ende Oktober am Abendhimmel sichtbar. Jetzt bewegt sie sich auf ihre untere Konjunktion
zu, die sie im Juni erreicht. Da die Venus diesmal sogar direkt vor der Sonne vorbeizieht,
steht uns dann ein außergewöhnliches Ereignis bevor, das wir in diesem Jahrhundert
ein letztes Mal verfolgen können.
Im Fernrohr kann man erkennen, wie seit der oberen Konjunktion der Beleuchtungsgrad
ihres Planetenscheibchens abnimmt und Venus Sichelform annimmt. Trotzdem steigert sie bis
Ende April ihre Helligkeit, weil sie sich der Erde annähert.
Wenn am Ende der Dämmerung die Sterne sichtbar werden, kann man die Wanderung
des "Abendsterns" durch das goldene Tor der Ekliptik mit bloßem Auge
verfolgen, das durch die Sternhaufen Siebengestirn und die Hyaden gebildet wird. Am 3.
passiert Venus die unteren Bereiche des Siebengestirns, in der Monatsmitte wandert sie
an den Hyaden vorbei, die sich um Aldebaran gruppieren, den Hauptstern im Wintersternbild
Stier. Die übrigen Wintersternbilder Orion, Zwillinge, Kleiner und Großer Hund
finden sich links von der Venus. Im Monatsverlauf machen sie immer früher den
Frühlingssternbildern Bootes, Löwe, Jungfrau und Waage Platz.
Die Opposition zweier Gestirne sind Positionen, bei denen sie von der Erde aus betrachtet
einander gegenüber stehen. Spricht man von Opposition, ohne das Bezugsgestirn anzugeben,
meint man die Opposition zur Sonne. Bei dieser Opposition ist das betreffende Gestirn die
ganze Nacht über zu sehen, was dem Beobachter entgegenkommt. Bei den oberen Planeten
Mars, Jupiter und Saturn, die sich auf den äußeren Planetenbahnen bewegen,
sind Oppositionen darüber hinaus bedeutsam, da sie sich ereignen, wenn die Erde
auf ihrer Planeteninnenbahn diesen oberen Planeten überholt. Dann ist der Abstand
zu ihm besonders kurz.
Mars, der sich im Löwen aufhält, hatte seine Opposition im Vormonat und ist
daher noch sehr auffällig. Saturn in der Jungfrau hat seine Opposition am 15. dieses
Monats und bietet daher die besten Beobachtungsbedingungen in diesem Jahr. Er erreicht mit
1300 Millionen Kilometern seine kürzeste Entfernung zur Erde. Sein Licht benötigt
für diese Distanz eine Stunde und zwölf Minuten.
Unser Mond
Der Mond wandert im Monatsverlauf an den Planeten vorbei und hilft so sie aufzufinden. Am Monatsanfang
wandert er auf Mars zu und zieht in der Nacht vom 3. auf den 4. unterhalb von ihm vorbei. Am 6. ist
Vollmond, dann steht er in Opposition und nahe Saturn, der neun Tage später der Sonne
gegenüber steht. In der Nacht vom 6. auf den 7. steht der Mond rechts unterhalb vom Ringplaneten
und in der Folgenacht links unterhalb von ihm. Am 21. ist Neumond und der Mond steht in
Konjunktion mit der Sonne. Am 22. zeigt sich abends die schmale Sichel des neuen Mondes rechts
über Jupiter. Bis zum 24. wandert sie auf Venus zu und überholt den "Abendstern"
am 25. Dies ist die letzte Gelegenheit in diesem Jahr, die drei hellsten Nachtgestirne so
dicht beisammen am Abendhimmel zu betrachten. Am 30. steht der Mond wieder links unter Mars.
Tageslängen
Die Tageslänge nimmt weiterhin stark zu, und zwar von 13 Stunden und 2 Minuten auf 14 Stunden
und 59 Minuten. Das entspricht einer durchschnittlichen Zunahme von fast vier Minuten pro Tag. Die
Sonnenaufgangs- und -untergangszeiten sind am Monatsbeginn um 6:58 und 20:00 Uhr und am Monatsende
um 5:53 und 20:52 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit.
Zur Handhabung der Sternkarte
Will man die Himmelsrichtungen auf der Sternenkarte mit denen am nächtlichen
Himmel zur Deckung bringen, muss man die Sternenkarte, wie den Himmel auch, von unten
betrachten oder muss sich das zumindest vorstellen. Das geht zum Beispiel, indem man
die Karte senkrecht vor sich hält und sie so dreht, dass diejenige Himmelrichtung
auf der Karte nach unten zeigt, in die man schauen will. Die Karte kann man sich dann
über den Kopf gewölbt denken.
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Der ungekürzte Text unseres Mitarbeiters Normann Stenschke erschien am 28.3.2012 im Weser-Kurier.
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