Der Venustransit
Markante Konjunktionen, also enge Begegnungen zweier Gestirne, bestimmen weiterhin das
Himmelsgeschehen.
Venus gab im Mai ihre Abschiedsvorstellung als "Abendstern". Ihr Winkelabstand
zur Sonne verringerte sich im Monatsverlauf deutlich, deshalb konnte man sie zum Monatsende
in der hellen Abenddämmerung nicht mehr auffinden. Am 6. Juni zeigt sie sich aber
für Frühaufsteher, obwohl sie sich in Konjunktion mit der Sonne befindet. Bei
Sonnenaufgang um 5:01 Uhr ist die schwarze Venusscheibe ausnahmsweise direkt vor der
Sonnenscheibe zu finden; um 6:54 Uhr verlässt sie ihren rechten Rand - es gibt
einen der äußerst seltenen Venustransite. Man kann so mit einem geeignetem
Augenschutz die Bewegung der Venus vom Abendhimmel zum Morgenhimmel verfolgen. Um dabei
schwere Augenschäden zu vermeiden, sind Sonnenfinsternisbrillen dringend ratsam, sie
sind z.B. im Olbers-Planetarium erhältlich.
Genaue Beobachtungen von Venustransiten aus zwei weit entfernten Orten auf der Erde hatten
in den vergangenen Jahrhunderten große wissenschaftliche Bedeutung, da mit den
gesammelten Beobachtungsdaten erstmals die Bestimmung der Entfernung der Erde zur Sonne,
der astronomischen Einheit, gelang. Mithilfe der damals bereits bekannten Keplerschen Gesetze
konnte man daraus alle anderen Entfernungen im Sonnensystem erschließen. Der
berühmte Astronom Edmund Halley erkannte, dass ein Venustransit die Messung der
astronomischen Einheit ermöglicht; er forderte 1716 im Alter von 60 Jahren nachfolgende
Generationen auf, Venustransite dafür zu nutzen. Da der nächste Transit erst
im Jahre 1761 stattfand, war ihm selbst diese Gelegenheit ver-wehrt. Zur Beobachtung
dieses und der darauf folgenden Transite wurden viele Expeditionen in entlegene Winkel
der Erde unternommen, die oftmals abenteuerlich waren. Wir kennen heute die Auswertungen:
Eine astronomische Einheit sind 150 Millionen Kilometer. Das Son-nenlicht benötigt
für diese Distanz zu uns 8,3 Minuten.
Inzwischen verwenden Astronomen weitere Methoden zur Bestimmung der astronomischen Einheit,
z.B. liefern Radarmessungen gute Ergebnisse. Trotzdem sind Venustransite und auch die etwas
häufigeren Merkurtransite immer noch von großem wissenschaftlichen Interesse.
Die Messung einer so fundamentalen Größe wie des genauen Durchmessers der
Sonne gestaltet sich erstaunlich schwierig. Die Randverdunklung des Gasballs erschwert
die klare Festlegung des exakten Randes und von der Erde aus behindert die turbulente
Erdatmosphäre Beobachtungen. Mit den scharfen Teleskopen des Solar Dynamics
Observatory, das sich auf einer geosynchronen Umlaufbahn befindet, erhofft man sich
nach dem 6.6. dieses Jahres genauere Daten. Weitere Präzisierungen mit diesen
Mitteln werden wir nicht mehr erhalten - der nächste Venustransit ist im Jahr 2117.
Sterne und Planeten
Gegen Ende des Monats kann man Venus wieder in der Morgendämmerung erspähen. Sie
hat ihren Winkelabstand von unserem Zentralgestirn so weit vergrößert, dass sie
aus ihrem Strahlenkranz heraustritt. Sie steht rechts von der Sonne, geht daher vor der
Sonne auf und wird "Morgenstern".
Merkur stand Ende Mai in oberer Konjunktion zur Sonne, verschwand also hinter ihr. Jetzt
steht er links von der Sonne und geht nach ihr unter. Zwischen dem 16. und 22. Juni hat der
flinke Planet seinen östlichen Abstand so weit vergrößert, dass man ihn 45
Minuten nach Sonnenuntergang knapp über dem Nordwesthorizont auffinden kann.
Zwei weitere Konjunktionen bahnen sich an.
In den Frühlingssternbildern Löwe und Jungfrau findet man Mars und Saturn. Die
Frühlingssternbilder stehen am Ende Dämmerung schon im Südwesten,
verkürzen dadurch ihre Beobachtungszeit und deuten den Jahreszeitenwechsel an.
Mars im Löwen und Saturn in der Jungfrau verlieren weiter an Helligkeit, sind aber
immer noch auffälliger als die Sterne in den umliegenden Sternbildern. Im Monatsverlauf
wird die Annäherung dieser beiden Planeten deutlich und man kann erahnen, dass sie auf
eine Mars-Saturn-Konjunktion zusteuern.
In der zweiten Monatshälfte findet man Jupiter in der früher einsetzenden
Morgendämmerung wieder. Nach seinem Abschied vom Abendhimmel im April und seiner
Konjunktion mit der Sonne im Mai wird er ein Beobachtungsobjekt für Frühaufsteher.
Da dies auch Venus wird, wiederholen sich schöne Konstellatio-nen der hellsten
Planeten am Morgenhimmel, wie man sie ähnlich schon vor einem Vierteljahr am
Abendhimmel bewundern konnte. Jupiter steht rechts über Venus und beide Planeten
nähern sich.
Unser Mond
Der Mond steht in der Nacht vom 1. auf den 2. links unterhalb von Saturn. Am 4. ist Vollmond.
Am 17. steht die extrem schmale Sichel des abnehmenden Mondes rechts über Jupiter und
am nächsten Morgen links neben Venus, zu dieser Betrachtung ist ein Fernglas hilfreich.
Am 19. ist Neumond. Zwischen dem 25. und 28. wandert der Mond unter-halb von Mars und
Saturn vorbei.
Tageslängen
Die Tageslänge nimmt bis zum Sommeranfang am 21. zu, und zwar von 16 Stunden und 36
Minuten auf 16 Stunden und 57 Minuten. Danach verringert sie sich bis zum Monats-ende um
5 Minuten. Die Sonnenaufgangs- und -untergangszeiten sind am Monatsbeginn um 5:05 und
21:41 Uhr und am Monatsende um 5:02 und 21:54 Uhr.
Zur Handhabung der Sternkarte
Will man die Himmelsrichtungen auf der Sternenkarte mit denen am nächtlichen
Himmel zur Deckung bringen, muss man die Sternenkarte, wie den Himmel auch, von unten
betrachten oder muss sich das zumindest vorstellen. Das geht zum Beispiel, indem man
die Karte senkrecht vor sich hält und sie so dreht, dass diejenige Himmelrichtung
auf der Karte nach unten zeigt, in die man schauen will. Die Karte kann man sich dann
über den Kopf gewölbt denken.
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Der ungekürzte Text unseres Mitarbeiters Normann Stenschke erschien am 29.5.2012 im Weser-Kurier.
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